Arbeitsgruppe 1

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Arbeitsgruppe 1:
Wie funktioniert ein Medinetz (Einstiegshilfe und Austausch zu häufigen Problemen und Fragen)

Vertretene Institutionen: MediNetze Mainz, Düsseldorf, Dresden, Dortmund, Bremen, Göttingen, Lübeck, Kiel, Freiburg, Bonn, Heidelberg, Medibüro Berlin, MFH Bochum, openmed München
In der ersten Hälfte der Arbeitsgruppe sprachen wir über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Arbeitsweisen der einzelnen Institutionen, deren Klientel und Wegen, Kontakt zur Zielgruppe aufzunehmen. In der zweiten Hälfte der Arbeitsgruppe ging es vor allem um die Kooperation mit anderen Institutionen wie Kliniken, Notaufnahmen oder Ämtern und der Informationsweitergabe innerhalb der Institutionen. Hier einige der Hauptaussagen der Arbeitsgruppe:
Arbeitsweise:
Während die MFH Bochum vor allem telefonische Kontakt hat und wenige PatientInnen in der Sprechstunde sieht, haben die meisten andere MediNetze und Medibüros regelhaft persönlichen Kontakt zu PatientInnen.
Einige MediNetze betreiben ausschließlich eine medizinsiche Vermittlung, andere (wie Bochum, Düsseldorf oder München) haben zusätzliche Sprechstundenangebote mit Sozial-/Rechtsberatung
Während die meisten Institutionen eingetragene Vereine sind oder solchen angegliedert sind, fährt Freiburg ganz gut ohne diesen Status als e.V.

Patientenkollektiv:
In den meisten Institutionen werden mittlerweile überwiegend EU-MigrantInnen aus Rumänien und Bulgarien vermittelt (ca. 2/3 gegenüber 1/3 Papierlosen nicht-EU-MigrantInnen).
In Düsseldorf gibt es für die EU-MigrantInnen eine separate Anlaufstelle, die aus Landesgeldern finanziert und von der Obdachlosenhilfe organisiert wird.

Kontakt zur Zielgruppe:
Die meisten Institutionen arbeiten mit Flyern, Postkarten, Aufklebern, Plakataktionen oder sogar Inseraten in Zeitschriften und Zeitungen.
Auch regelmäßige Streifzüge durch Internetcafes, Lebensmittelläden, Kirchen, Moscheen und Asylbewerberheime sind hilfreich.
Der Kontakt zu anderen Institutionen in der Stadt, sowie regelmäßige Öffentlichkeitsaktionen sind wichtig um bekannt zu werden (und zu bleiben)

Hauptamtliche:
Während einige Institutionen ausschließlich aus Ehrenamtler bestehen, stehen in München, Düsseldorf und Bochum Hauptamtliche (z.B. mit 30 Wochenstunden) zur Verfügung, deren Stellen mit Stiftungs- oder Spendengeldern finanziert werden und die bisher vor allem für die Organisation von Sozialberatung zuständig sind.
Das MediNetz Mainz hat das Angebot des Landes, eine 400€ Stelle einzurichten vorerst abgelehnt
Vor allem die sehr komplexe Betreuung von EU-MigrantInnen mit KV im Heimatland bedarf laut dem MediBüro Berlin hauptamtlich arbeitenden.

Kooperation mit Kliniken/Notaufnahmen:
Es hängt an persönlichen Kontakten, am besten mit leitenden Oberärzten oder Chefärzten
Die Idee, an die „humanitären Töpfe“ von Unikliniken heranzukommen scheint vielversprechend
Über Famulaturen oder PJ in Geburtskliniken können wichtige Kontakte geknüpft werden.

Kooperation mit dem Sozialamt:
In den meisten Städten ist die Kooperation ist schwierig, da trotz der AVV die Erteilung von Leistungen oft an der Bedürftigkeitsprüfung scheitert. Die Gewährung von Leistungen bleibt Auslegungssache und so ist man auf den politischen Willen in der Stadt angewiesen.
Ein runder Tisch kann politischen Willen einer Kommune maßgeblich mitgestalten
In Bochum hat die MFH gute Erfahrungen mit dem Sozialamt gemacht. Kosten von Krankenhausbehandlung von Papierlosen wurden vollständig übernommen

Kooperation mit dem Gesundheitsamt:
Während oft gute Zusammenarbeit mit den anonymen Sprechstunden (Tb, STD) besteht, ist die Zusammenarbeit mit der Leitung des Gesundheitsamts oft nicht einfach, da auch hier politische Zwänge bestehen.
In Köln oder Frankfurt organisiert das Gesundheitsamt viel für Papierlose, in anderen Städten hält es sich vollkommen raus oder boykottiert Vorhaben wie Impfsprechstunden
In Dortmund und München funktioniert die Zusammenarbeit gut, allerdings leistet das Gesundheitsamt nur Beratung, keine Behandlung.

Informationsweitergabe:
Die MFH Bochum hat eine Infomappe für neue ÄrztInnen erstellt, die über die rechtliche Situation und die bestehenden Kooperationen informiert
In Düsseldorf, München, Bochum und Kiel gibt es Handbücher, die neuen Mitgliedern die Arbeit erleichtern sollen. Diese können bei Bedarf bei diesen Institutionen angefragt werden.

Zu folgenden Themen sind wir leider nicht mehr gekommen:
Medikamentenrabatte
Schwangerschaften/Geburten
Fundraising

Arbeitsgruppe 2:
Anonymer Krankenschein – Stand der Dinge, Perspektive, Vergleich Modelle, Ansätze

Arbeitsgruppe 3:
Abschiebungspraxis und Aktionsmöglichkeiten am Beispiel des Düsseldorfer Flughafens

Arbeitsgruppe 4:
Möglichkeiten der Sozial- und Rechtsberatung von Menschen ohne Papiere

Arbeitsgruppe 5:
Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf die Arbeit der Medizinischen Flüchtlingshilfen

Arbeitsgruppe 6:
Umgang mit nicht versicherten EU-BürgerInnen, vor allem Roma

Arbeitsgruppe 7:
Strategien und Werkzeuge zur gemeinsamen Kampagnen- und Lobbyarbeit

Arbeitsgruppe 8:
Die besonderen Herausforderungen in der Betreuung psychisch kranker Papierloser