Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von STAY!,
das Jahr 2015 hatte es in sich: Noch nie waren so viele Menschen Richtung Europa auf der Flucht, und die Zahl derer, die dabei ihr Leben verloren, war noch nie so groß. Nie zuvor waren die Schicksale Geflüchteter in den Medien so präsent und die Forderungen nach mehr Abschottung so laut. Erstmals seit den 1990er Jahren brannten in Deutschland wieder Flüchtlingsunterkünfte und PEGIDA hat sich als breite, offen rassistisch auftretende Bewegung etabliert.
Gleichzeitig haben sich in Deutschland und an den europäischen Außengrenzen noch nie so viele Menschen für Flüchtlinge eingesetzt. Unser MediNetz-Mitarbeiter Felix, der vor wenigen Wochen einen Konvoi an die slowenische Grenze mitorganisiert hat, berichtet von Helfer_innen, die Übermenschliches leisten. Manche von ihnen haben ihren Job gekündigt, um Tag für Tag denjenigen beizustehen, die verzweifelt versuchen, in Europa Schutz zu finden. Die Solidarität mit Geflüchteten hat ebenfalls ein bisher nicht gekanntes Ausmaß erreicht – und das stimmt uns froh.
Auch für uns bei STAY! war das Jahr 2015 ein außergewöhnlich ereignisreiches:
Nach langem Ringen haben wir in Zusammenarbeit mit der Stadt nun endlich eine Clearingstelle etabliert, die dafür sorgt, dass auch Geflüchtete ohne legalen Aufenthaltsstatus angemessen medizinisch versorgt werden können. Nachdem wir – STAY! und MediNetz – jahrelang auf Spenden und den guten Willen solidarischer Ärztinnen und Ärzte angewiesen waren, steht die medizinische Versorgung von Papierlosen damit nun endlich auf sicheren Füßen.
Ebenfalls sehr lang hat uns der Kampf um ein Bleiberecht für Levon Cholakhyan, seine Frau Varduhi Hayrapetyan und den gemeinsamen kleinen Sohn David beschäftigt, die aufgrund politischer Verfolgung aus Armenien geflohen waren, deren Asylantrag jedoch abgelehnt worden war. Nach zweijähriger Öffentlichkeitsarbeit und wiederholter Fürsprache bei Ämtern und Behörden empfahl die Härtefallkommmission der Landes NRW im Oktober schließlich die Erteilung eines Aufenthalts. – Darüber freuen wir uns auch persönlich sehr!
Gemeinsam mit SJD – Die Falken und dem zakk haben wir das no border-Projekt ins Leben gerufen, mit dem geflüchtete Jugendliche an einem Buch mitgeschrieben, eine Band gegründet, eigene Songs aufgenommen und ein Graffiti-Projekt umgesetzt haben. Wir freuen uns schon darauf, was das nächste Jahr wohl bringen mag…!
Auch mit der Fortuna Düsseldorf haben wir ein schönes Projekt aus der Taufe gehoben: Die Fortuna bietet seit diesem Jahr ein regelmäßiges Fußballtraining für jugendliche Geflüchtete an. Auch einige der von STAY! united betreuten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind dabei.
Erstmals war STAY! auch außerhalb Düsseldorfs aktiv: Gemeinsam mit Aktivist_innen aus dem MediNetz-Umfeld haben wir für einen Konvoi an die Grenzen Europas gesammelt, um die Not der dort Gestrandeten lindern zu helfen. Die Geschichten, die uns unser MediNetz-Kollege Felix von dort geschickt hat, haben uns sehr berührt. (http://www.stay-duesseldorf.de/grenzenerfahrung-bericht-einer-hilfskonvoifahrt/#more-1515)
Nicht zuletzt ist es uns als Teil des Bündnisses Düsseldorf stellt sich quer gelungen, den Rassist_innen von „DÜGIDA“ deutlich zu machen, dass in Düsseldorf kein Platz für sie ist. Woche für Woche haben wir die Demonstrationen der sog. „Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ mit unserem Protest begleitet und ihnen Schritt für Schritt die Straße genommen. Pünktlich zum Jahresende gab die Organisatorin von DÜGIDA nun bekannt, dass in Düsseldorf keine Demonstrationen mehr stattfinden sollen.
All das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was wir in diesem Jahr mit Ihrer und Eurer Hilfe haben bewerkstelligen können. Wir möchten uns heute noch einmal bei allen bedanken, die unsere Arbeit finanziell unterstützt haben, die mit uns auf der Straße waren, die Kleidung für den Konvoi vorbeigebracht oder Unterstützer_innen für uns geworben haben. Wir haben zwischendurch kaum glauben können, was wir als kleiner Verein mit zwei spendenfinanzierten 2/3-Stellen zu leisten im Stande sind – dank Ihrer und Eurer Hilfe! Das ist wirklich großartig und hat uns bei unseren letzten Teamtreffen in diesem Jahr ein sehr, sehr breites Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Danke dafür – auch im Namen all unserer Klientinnen und Klienten!
Damit wir im nächsten Jahr genauso erfolgreich weiter machen können, brauchen wir also weiterhin Sie und Euch. Wenn der Eine oder die Andere einen Teil des Weihnachtsgeldes an uns spenden oder sich kurzfristig noch mit Soli-T-Shirts für die Lieben eindecken möchte (21.12.2016, 17 bis 19 Uhr, bei uns im Ladenlokal auf der Hüttenstraße 150 – letzte Chance in diesem Jahr!), freuen wir uns darüber sehr. Ansonsten hoffen wir auf ein ähnlich erfolgreiches 2016 und wünschen Ihnen und Euch erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Oliver Ongaro für STAY! e.V.