Kongress Das Recht auf Gesundheit für alle

Samstag, 17. September 2011, 10.00 Uhr
ver.di-Landesbezirk, Sitzungssaal (EG)
40210 Düsseldorf, Karlstraße 123-127
Man trifft sie an der Bahnhaltestelle oder an der Kasse im Supermarkt, doch wahrnehmen tut man sie nicht. Über eine Million sollen sich laut Schätzungen in Deutschland aufhalten. Die Rede ist von papierlosen Menschen, die aus krisen- und kriegsgebeutelten Ländern nach Deutschland gekommen sind und sich illegal ohne Aufenthaltserlaubnis hier aufhalten. Allein im Großraum Düsseldorf sollen es Tausende sein, so schätzen Flüchtlingsberatungsstellen.
Eines der größten Probleme dieser Flüchtlinge ist der Zugang zu medizinischer Hilfe.
Mariama W. aus Gambia kam zur Beratungsstelle von STAY! auf der Hüttenstraße 150 in Düsseldorf als sie im achten Monat schwanger war. Bis dahin hatte sie noch keinen Arzt aufgesucht. Sie traute sich nicht, sie hatte Angst vor einer Abschiebung. Mariama war illegal in Deutschland, geflüchtet, auf der Suche nach dem Vater des Kindes und nun ohne gültige Aufenthaltspapiere. Was sie nicht wusste, das sie lebensbedrohlich krank war. In ihrem Bauch wuchs ein Tumor, ohne medizinische Hilfe wäre ihr Kind gestorben.
Das Projekt MediNetz von STAY!, ein von ÄrztInnen ins Leben gerufenes
Hilfsnetzwerk, versorgt diese Migrantinnen und Migranten ohne Papiere medizinisch. Viele Flüchtlinge und MigrantInnen können in Deutschland nicht zum Arzt gehen, weil sie keine Krankenversicherung und Angst vor Abschiebung haben, obwohl sie teilweise seit vielen Jahren hier leben, arbeiten und ihre Kinder hier groß ziehen.
Jeden Dienstag vermittelt das Medinetz in einer offenen Sprechstunde Flüchtlinge und MigrantInnen ohne Aufenthaltsstatus an Ärztinnen und Ärzte, die sich bereit erklärt haben, die Betroffenen anonym und kostenlos bzw. kostengünstig zu behandeln. So konnte auch Mariama geholfen werden. Heute ist Mariamas Sohn Basiru eineinhalb Jahr alt und die beiden haben eine Aufenthaltsgenehmigung.
„Als Mediziner können wir nicht länger hinnehmen, dass Menschen vor unserer eigenen Haustür nicht die Möglichkeit haben zum Arzt zu gehen“, erläutert Dr. Alex Rosen vom Medinetz. Dieser menschenunwürdigen Lebenssituation haben sich in Düsseldorf jetzt der ver.di-Bezirk/-Landesbezirk NRW, die NGG, der Caritasverband, die AIDS Hilfe, das Eine Welt Forum Düsseldorf, STAY! e.V. und das Netzwerk attac angenommen und veranstalten am 17. September gemeinsam eine Konferenz unter dem Motto „Das Recht auf Gesundheit für alle“. „In Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN wird jedem Menschen das Recht auf Gesundheit und Wohl zugesichert. Die Realität im Jahre 2011 sieht jedoch anders aus: Menschen, die sich in Deutschland ohne gültige Papiere aufhalten, fallen durch alle sozialen Netze und haben kein Zugangsrecht zur Gesundheitsversorgung – mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen,“ schreiben die VeranstalterInnen in ihrer Einladung und fordern vom Land NRW, Konzepte für eine bessere Versorgung der papierlosen MigrantInnen, wie z. B. einen anonymen Krankenschein, zu unterstützen und umzusetzen.

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Programm
10:00 Eröffnung
Eva Hoffmann von Zedlitz, verdi-Bezirk Düsseldorf

10:10 Grußworte der Kirchen

10:15 Menschenrecht auf Gesundheit als Teil globaler sozialer Rechte
Knut Lambertin, DGB

10:45 Situation der MigrantInnen, Flüchtlinge und Papierlosen in NRW
Oliver Ongaro, Flüchtlingsinitiative STAY!, und betroffener Flüchtling

11:15 Juristische Rahmenbedingungen für Menschen ohne Papiere
Rechtsanwalt Markus Rottmann, Flüchtlingsinitiative STAY!

12:00 Mittagspause mit Kulturprogramm

12:45 Modelle des anonymen Krankenscheins – Diskussion über Erfahrungen aus anderen Städten
ReferentInnen der Medibüros Berlin, Bremen und Hamburg

14:15 Podiumsdiskussion: Menschenrecht auf Gesundheit für Papierlose
Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit,Emanzipation, Pflege und Alter NRW
Dr. med Alex Rosen, MediNetz Düsseldorf
Gesundheitspolitische Sprecher/innen der Landtagsparteien
Moderation: Sabine Wagner, WDR

16:15 Verabschiedung einer Abschlusserklärung